Coaching und Hundetraining für Windhunde, Podencos und ihre Besitzer

3 Zahlen, die Dir beim Füttern helfen –
und 3 Gedanken, die bleiben sollten.

Fütterung ist kein Glaubenskrieg. Sondern Verantwortung. Und manchmal einfach nur: gesunder Menschenverstand.

Ich will Dir nichts verkaufen. Kein Futter. Kein Dogma. Kein „Das-musst-Du-unbedingt“-System. Aber ich will Dir ein paar Gedanken mitgeben, die Dir helfen können, klarer zu sehen – und besser zu entscheiden.

Es geht nicht um kranke Hunde, Spezialdiäten oder Ausnahmen. Es geht um Windhunde und Podencos, die gesund sind – und darum, wie Du sie so fütterst, dass sie gesund bleiben.

Und ja, ich weiß: Die Lager sind voll. Die Diskussionen endlos. Kein Getreide! Bloß nicht zu viel Eiweiß! Keine Kohlenhydrate! Oder doch: nur Kohlenhydrate! BIO, logisch. Oder mindestens: Lebensmittelqualität!

Was bleibt? Verunsicherung. Und ein Hund, der einfach nur Hunger hat.

3 Nüsse für den Hund –
und 3 Rechenaufgaben für Dich.

Wenn Du Fütterung verstehen willst, musst Du nicht alles glauben. Aber Du solltest rechnen können. Und beobachten.

Die Verunsicherung bei Hundehaltern ist groß. Kein Wunder – in Zeiten von Google, Facebook & Co. gibt es zu jedem Thema hundert Meinungen, aber selten Klarheit. Und am Ende sitzt Du da, Dein Hund schaut Dich an – und Du weißt nicht mehr, wem Du glauben sollst.

Wir verlieren das, was früher selbstverständlich war: das Bauchgefühl. Den klaren Blick für das, was funktioniert – und was nicht. Deshalb gilt für mich seit vielen Jahren ein Grundsatz, der sich bewährt hat:

Füttern – immer nach Auge und Leistung.
Windhunde brauchen Eiweiß zum Aufbau der Muskulatur
Was das bedeutet? Schau hin. Beobachte Deinen Hund. Und bewerte, was Du siehst:

Agilität. Aufmerksamkeit. Leistungsbereitschaft. Feste Muskulatur. Glänzendes Fell. Klare Augen. Kein Gramm zu viel.

Das ist keine wissenschaftliche Anleitung – aber eine Einladung, Deinen Blick zu schulen. Denn Dein Windhund zeigt Dir, was er braucht. Du musst es nur erkennen.

Die Futterzusammensetzung sollte auf den Windhund abgestimmt sein

Das metabolische Körpergewicht (MK) – klingt kompliziert, ist aber kein Schreckgespenst.

Mit dem MK lässt sich der Grundumsatz eines Hundes berechnen – also der Energiebedarf im Ruhezustand. Noch keine Bewegung, kein Bellen, kein Schnüffeln. Nur: Erhaltung.

Die Formel dazu ist einfach – wenn man Potenzrechnen kann:
Körpergewicht (kg) hoch 0,75 = MK

Falls das zu abstrakt klingt: Hier geht's zum Online-Rechner.

Aber Achtung: Das MK allein sagt noch nichts über den Energiebedarf aus. Dafür brauchen wir den sogenannten RER – den „resting energy requirement“. Der RER wird in Kilokalorien (kcal) pro MK berechnet.

Und jetzt wird’s spannend: Der Bedarf liegt – je nach Hund – irgendwo zwischen 70 und 220 kcal pro MK. Das ist ein enormer Unterschied! Und noch immer sprechen wir nur vom Grundumsatz – Bewegung, Training, Aufregung oder Wetter sind da noch gar nicht drin.

Heißt: Niemand kann Dir exakt sagen, wie viele kcal Dein Hund braucht.

Kein Tierarzt. Kein Ernährungsberater.

Denn sie alle rechnen mit derselben Formel – und setzen den Multiplikator für den Bedarf einfach nach Erfahrung an. Meist zwischen 90 und 95 kcal pro MK.

Wenn Windhunde spielen geht es darum, wer besser ist

ERBSENZÄHLEREI ODER LIEBER DOCH NUR GROBSCHÄTZEN

Für alle, die schon beim Wort Potenzrechnung am liebsten das Browserfenster geschlossen hätten – es gibt tatsächlich noch eine einfachere Berechnungsformel, um den Erhaltungsbedarf des Windhunds oder Podencos zu errechnen:

30 x KG + 70 = kcal Erhaltung im Ruhezustand (RER)

Eine allgemeingültige Formel nach Lewis, die bei den üblichen Berechnungen zugrunde gelegt wird. ABER: Der individuelle kcal-Bedarf im Ruhezustand findet mit dieser Formel keine Berücksichtigung. Wir kommen also wahrscheinlich nicht um ein bisschen Mathe und Sorgfalt herum.

Hier ein kleines Beispiel, warum man mit Grobschätzen gewaltig danebenliegen kann:

Ein Hund mit 40 kg Körpergewicht – festgelegter kcal-Bedarf aufgrund eigener Einschätzung, 70 kcal. Metabolisches Körpergewicht 15,90, individuell berechnet: 15,90 x 70 = 1.113 kcal RER

Ein Hund mit 40 kg Körpergewicht – festgelegter kcal-Bedarf aufgrund eigener Einschätzung, 95 kcal. Metabolisches Körpergewicht 15,90, individuell berechnet: 15,90 x 95 = 1.510,50 kcal RER

Ein Hund mit 40 kg Körpergewicht – berechnet nach obiger Formel: 30 x 40 kg + 70 = 1.270 kcal RER

Der gleiche Hund – und drei verschiedene Ergebnisse.
italienisches Windspiel und Saluki

DAS SPIEL MIT DEN ZAHLEN

Mit dem metabolischen Körpergewicht (MK) und unserer individuellen kcal-Einschätzung erhalten wir die kcal, die unser Windhund oder Podenco zur Erhaltung benötigt – den sogenannten RER (resting energy required).

Im zweiten Schritt unserer Gedanken zur Ernährung geht es dann darum, eine Zahl zu bestimmen, die ausdrückt, wie hoch die Aktivität des Windhundes oder Podencos ist. Mit dieser Zahl wird das Ergebnis (RER) multipliziert.

Doch woher wissen wir, wie hoch der Faktor für die Aktivität ist?

Auch das ist wiederum nicht ganz einfach und wir können uns auch hier nur an Richtwerten orientieren. Ein geschätzter Wert, der genug Energie liefert – für Aktivitäten wie Fressen, Schlafen und eine Aktivität von bis zu 3 Stunden – liegt zwischen 1,2 und 5. (Debraekeleer, Gross, Zicker / Toll, Gillette, Hand)

WOW – das ist eine ganz schöne Spanne, das dachte ich mir auch. Und nun liegt es wieder an uns, den richtigen Multiplikationsfaktor zu schätzen.

Energieverbrauch beim Windhund

Zum besseren Verständnis: Wenn der Windhund oder Podenco steht, verbraucht er 40 % mehr Energie als wenn er liegt (Meyer, 1983).

Zu berücksichtigen sind dabei alle Umstände und Begebenheiten, die Einfluss auf das Aktivitätslevel Deines Windhundes oder Podencos nehmen – z. B. Mehrhundehaushalt, Kinder, Stress, Bürohund, Alter. Ein Beispiel: Windhunde oder Podencos, die regelmäßig auf Ausstellungen unterwegs sind, haben einen erhöhten Energiebedarf – nicht durch Bewegung, sondern durch Stress.

Es gibt also zwei Werte, die wir benötigen, um den täglichen Energiebedarf (DER) zu berechnen: Energie im Ruhezustand (RER) und den Aktivitätsfaktor.

RER × Aktivitätsfaktor = DER (täglich benötigte Energiemenge)

Fett ist der beste Energielieferant im Hundefutter

Vielleicht eine Woche einmal ein Aktivitätstagebuch führen?

Es macht einen Unterschied, ob ein Hund auf Spaziergängen an der Leine geht oder frei laufen kann. Ein sich an der Leine aufregender Hund (z. B. durch Leinenpöbelei oder Wildsichtung) verbraucht deutlich mehr Energie als ein gelassener Begleiter.

Unsere Windhunde haben im Ruhezustand denselben Hämatokritwert wie andere Hunde – aber sobald ein Sichtreiz auftritt, reagiert ihr Körper sofort. Sichtreize werden zu echten Energieräubern.

Leben mehrere Hunde im Haushalt, steigt die Interaktion – und damit auch der Energieverbrauch. (Hubrecht et al, 1992) Man geht davon aus, dass die meisten Hunde wenig aktiv sind und etwa 70–92 kcal pro metabolisches Körpergewicht (kg^0,75) benötigen. Leben z. B. zwei Hunde zusammen, steigt dieser Wert auf bis zu 140 kcal – bei gleichem Grundbedarf.

Was beeinflusst den Energiebedarf denn noch so?

Eine Studie (Slater et al, 1995) zeigt: Viele Hunde kommen weniger als drei Stunden pro Woche raus. Das ist wie bei uns Menschen – und hat Einfluss auf den Bedarf. Ältere Hunde verbringen mehr Zeit mit Bummeln als mit Rennen (Head et al 1997, Biwak et al, 2002). Bei aktiven Hunden und Sporthunden liegt der Energiebedarf natürlich höher und muss individuell angepasst werden (Tompkins and Hausmann, 1988).

Auch Umgebung und Umwelt – Temperaturen, Luftfeuchtigkeit, Unterbringung, Stresslevel – wirken sich aus. Besonders bei Tierschutzhunden darf die Lebensumstellung nicht unterschätzt werden. Bei Windhunden kommt etwas Entscheidendes hinzu: Ihre rassetypischen Merkmale. Dünne Haut, kaum Unterwolle, kein subkutanes Fett, oft kurzhaarig – all das wirkt sich vor allem bei kaltem Wetter aus und beeinflusst den Faktor zur Berechnung des täglichen Energiebedarfs (DER).

Aber was kostet denn nun wie viel Energie?

Hier eine kleine Tabelle. Dabei spielt die Geschwindigkeit keine Rolle – nur die zurückgelegte Strecke auf ebenem Untergrund:

Körpergewicht (kg) Energiekosten kcal / 1 km/kg Energiekosten 1km (kcal)
51.779
101.4114
151.2319
201.1323
251.0526
300.9930
350.9433
400.9036
450.8739
500.8442
700.7653

(Toll, Gillette, Hand, Feeding, Working & Sporting dogs)

Zuordnung von Aktivität:

Sprint = intensive, physikalische Aktivität unter 2 Minuten (z. B. Coursing oder Rennen)

Mittlere Aktivitäten = z. B. Agility, Joggen oder Fahrradbegleitung, Mantrailing, Pettrailing, Frisbee, Wachen, Jagen, Assistenzdienste, Hüteaufgaben, Wandern oder ausgedehnte Spaziergänge – alles mit einer Dauer ab 3 Minuten bis zu etwa 3 Stunden.

Ausdauer = z. B. Schlittenrennen oder Expeditionen – mit Belastungen ab 4 Stunden aufwärts unter extremen Bedingungen.

Wenn Windhunde laufen, verbrauchen sie weniger Energie als in Stresssituationen

Ihr merkt: Es ist hilfreich, ein realistisches Verständnis dafür zu haben, welche Leistung ein Hund – oder in unserem Fall: ein Windhund oder Podenco – bei verschiedenen Aktivitäten tatsächlich erbringt. Nur so lässt sich eine sinnvolle Futterration berechnen. Die Zusammensetzung des Futters selbst ist dabei ein eigenes Thema – das behandeln wir später.

Gerade bei Windhunden, die an Ausstellungen, Rennen oder Coursings teilnehmen, sollte man nicht nur die reine körperliche Leistung einbeziehen. Viele Windhunde sind mehrere Stunden vor Ort – die erhöhte Reizdichte, das Warten, die Atmosphäre: All das kostet Energie. Häufig mehr als das eigentliche Rennen.

Diejenigen von Euch, die schon einmal bei der Hamburger Hundechallenge dabei waren, wissen genau, wie anstrengend so ein Tag sein kann – obwohl die körperliche Aktivität überschaubar bleibt.

Unsere Windhunde und Podencos sind individuell – in Größe, Körperbau, Charakter und Allgemeinzustand. Deshalb ist es so schwierig, den exakten Erhaltungsbedarf zu bestimmen. Aber: Das metabolische Körpergewicht (Gewicht in kg^0,75) bildet eine gute Grundlage. Kombiniert mit dem individuellen kcal-Bedarf – der, je nach Hund, zwischen 70 kcal und 220 kcal pro MK liegen kann (Zentek, Meyer 1992) – lässt sich ein sinnvoller Rahmen setzen. Dass diese Spanne verunsichert, ist verständlich.

Zur Bestimmung der Aktivitätsklasse für Deinen Windhund oder Podenco empfiehlt es sich, eine Woche zu betrachten – denn das Aktivitätsvolumen schwankt. Viele verbringen z. B. am Wochenende deutlich mehr Zeit mit ihren Hunden als unter der Woche.

Windhunde im Urlaub brauchen eine extra Ration Futter

UND IM URLAUB?

Wenn Ihr mit Eurem Windhund oder Podenco Urlaub macht, ist das für viele von uns eher ein Aktivurlaub – neue Wege, fremde Umgebungen, frische Reize. Also: auch ein Mehrverbrauch an Energie.

Hier ein Rechenbeispiel für den nächsten Wanderurlaub:

Ein 30-kg-Windhund trägt einen 3-kg-Rucksack auf einer 25-km-Wanderung. Der reine Energieverbrauch für die Strecke liegt bei 30 kcal × 25 km = 750 kcal. Hinzu kommt die Last des Rucksacks: 750 kcal × (3 kg / 30 kg) = 75 kcal. Der gesamte Energiebedarf für diese Wanderung liegt also bei 825 kcal.

Der gleiche Windhund hat im Ruhezustand einen Energiebedarf von 970 kcal. Mit einem üblichen Aktivitätsfaktor von 1,2 ergibt das 970 × 1,2 = 1164 kcal. Addieren wir die Wanderleistung hinzu, ergibt sich ein Tagesbedarf von 1989 kcal für diesen Wandertag.

Natürlich wäre es mühsam, das täglich auszurechnen. Darum rechnet man am besten mit Wochenwerten – denn nicht jede Steigerung muss sofort in den Napf. Aber wenn im Urlaub dauerhaft mehr Aktivität, neue Umgebungen oder zusätzlicher Stress durch Reise und Umstellung hinzukommen, lohnt es sich, den Energiebedarf **nach Bedarf anzupassen**.

SELBSTVERSUCH MACHT KLUG

Mein Barsoi Illidan wiegt 45 kg, sein metabolisches Körpergewicht liegt bei 17,37. Der errechnete Bedarf im Ruhezustand: rund 1420 kcal. Ich setze für uns einen Aktivitätsfaktor von 3 an (wir sind ein Mehrhunde-Haushalt mit ca. 20 aktiven Stunden pro Woche draußen). Daraus ergibt sich: 1420 × 3 = **4260 kcal pro Tag**.

Das beinhaltet Spaziergänge, Begegnungen, kleine Aufgaben, aber auch Umwelteinflüsse und mentale Belastung. Und zeigt sehr deutlich, wie stark der Bedarf eines aktiven Windhundes von Standardtabellen abweichen kann.

WOW!!! – über 4200 kcal pro Tag!

Windhundebegegnungen verbrauchen ebenfalls Energie

Futter ist mehr als Füllung.

Es ist Energie, Beziehung – und oft der Spiegel unserer Aufmerksamkeit.

KALORIENBOMBEN FÜR ALLE

Kalorienbomben haben erstmal ein schlechtes Image. Doch gerade beim Futter für Windhund & Podenco lohnt sich der Blick hinter die Zahlen. Keine Sorge – es geht hier nicht um die Zusammensetzung, sondern um den reinen Energiegehalt pro 100 g Futter. Um Deinen Windhund optimal zu versorgen, solltest Du wissen, wie hoch die Energiedichte des Futters ist.

Das kannst Du meist direkt beim Hersteller erfragen – falls es nicht auf der Packung steht. Und schon weißt Du, wie viele Gramm Futter nötig sind, um auf den von Dir berechneten Tagesbedarf (DER) zu kommen.

WENIGER IST OFTMALS MEHR

Was frisst denn ein Windhund so?

Ich füttere seit jeher nach Auge und Leistung.

Was bleibt: Der Energiebedarf zur Erhaltung macht den Löwenanteil aus.

Der Hersteller empfiehlt für 40–50 kg Körpergewicht zwischen 692 und 923 g – ich füttere 350–400 g. Das entspricht etwa 2.068 kcal – und damit kommt er wunderbar zurecht.

Setzt man hingegen einen Aktivitätsfaktor von 1,5 an (statt 3), läge der Bedarf bei 2.130 kcal – was wieder passt. Und hier und da eine Portion Dörrfleisch oder ein Jausenwürstel – das bringt keinen Barsoi aus der Form.

Was bleibt: **Der Energiebedarf zur Erhaltung macht den Löwenanteil aus**. Hochwertige, energiedichte Futtermittel sind daher nicht nur effizient – sondern oft die bessere Wahl.

Vielleicht liegt der Fehler also nicht bei unseren Windhunden – sondern in den Tabellen.

Und die Verantwortung? Liegt bei uns.

Denn kein Plan ersetzt den Blick: Auf Haltung, Gewicht, Verhalten, Agilität, Muskulatur – und auf das, was uns unser Windhund zeigt.

Füttern heißt beobachten.

Verantwortung heißt: nicht einfach abnicken, sondern hinsehen.

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